Eigentlich hielt ich nie viel von dem selbstdarstellerischen Charakter eines Blogs. Vor allem war mir nicht klar, worin ich oder eher mein Leben sich zu dem anderer besonders unterscheiden sollte. Ich hatte also weder Interesse, noch wirklich Ahnung davon, bis ich vor nicht all zu langer Zeit den Film "Julie und Julia" sah.
Dieser handelt von der zerstreuten Julie, die sich vornimmt, alle 524 Rezepte aus Julia Childs berühmten Kochbuch in einem Jahr nachzukochen. Seit den 60ern gilt sie als eine der Koch- Ikonen, die die Kochkunst und Esskultur maßgeblich beeinflussten.
In einem Internet- Blog lässt Julie ihre Leser an ihren Koch- Erlebnissen teilhaben und findet dabei eine Menge Anerkennung- und auch sich selbst.
Da ich ebenfalls einen Faible für das Kochen und Backen habe, will auch ich euch davon berichten- jedoch nicht nur auf Grundlage von Julia Childs Rezepten, sondern um das fehlende Interesse für das Kochen zu wecken und mit neuen Ideen zu inspirieren- oder vielleicht von Lesern inspiriert zu werden. Leider finde ich unterhalb der Woche wenig Zeit um mich intensiv damit auseinanderzusetzen, dafür allerdings am Wochenende ums mehr ;)
Genug erklärt, nun folgen meine heutigen Kochexperimente:
Zu Ehren des Filmes, der mich ja auf die glorreiche Idee brachte, diesen Blog zu verfassen, probierte ich Julia Childs "Boeuf Bourguignon" nachzukochen. Dafür mussten schon mal 3 Stunden eingeplant werden, allerdings ist nur eine davon reines Arbeiten, bevor das Gericht für 2 Stunden im Ofen sanft gegart wird. Vorher machte ich mir natürlich Gedanken über die Auswahl Zutaten. Vor allem das qualitativ gute Rindfleischfilet vom Fleischer, musste geholt werden. Der Aufwand lohnt sich definitiv, vor allem die Männer meiner Familie waren so begeistert von dem Résumé, dass sie gar nicht aufhören konnten zu essen. Nun zu dem Rezept, für welches ich mich nach dem Abwegen vieler verschiedener Zubereitungsvorschläge, für dieses entschieden hatte (auch wenn es lang erscheint, war es recht einfach):
Boeuf Bourguignon
Zutaten für 6 Personen:
Schritt eins: Die kleinen weißen Zwiebeln braun schmoren
Zutaten: 18-24 kleine (ca. 2,5 cm), weiße Zwiebeln (bei normaler Größe die Hälfte der Anzahl), 22 ml Öl, 1 ½ EL Butter, 120 ml brauner Fond oder Rinderbouillon oder trockenen Weiß- od. Rotwein oder Wasser, 1 mittelgroßes Kräutersträußchen (4 Petersilienstängel, ½ Lorbeerblatt, ¼ TL Thymian in einem Filtertuch, falls vorhanden, sonst einfach so mit in den Topf geben)
Zubereitung: Butter und Öl in einem Schmortopf stark erhitzen, die Zwiebeln dazugeben und kurz anbraten. Bei mäßiger Hitze für 10 Minuten anschmoren und immer wieder mal wenden, damit sie überall schön braun werden. Die gewünschte Flüssigkeit, die Zwiebeln und das Kräutersträußchen hineingeben. Mit einem Deckel abdecken und für 45-50 Minuten auf geringer Flamme kochen bis die Zwiebeln schön weich sind, ohne ihre Form zu verlieren und die Flüssigkeit verdampft ist. Das Sträußchen herausnehmen.
Schritt zwei: Die Pilze anschmoren
Zutaten: 2 EL Butter, 15 ml Öl, 450 g frische Pilze, gewaschen, gut abgetrocknet, im Ganzen, geschnitten od. geviertelt, je nach Größe, 1-2 EL gehackte Schalotten od. Frühlingszwiebeln, Salz, Pfeffer
Zubereitung: Geben Sie Butter und Öl in die sehr heiße Pfanne. Sobald der Butterschaum abklingt, ist die Pfanne heiß genug und die Pilze können zusammen mit den Schalotten hinein. Die Pfanne für 4-5 Minuten schwenken. Bei mäßiger Hitze für 2 Minuten anschmoren.
Schritt drei: Das Rinderfleisch garen.
Zutaten: 170 g Schinkenspeck, 15 ml Oliven- od. Speiseöl, 1,35 kg mageres Rindfleisch in 5 cm große Stücke geschnitten, je 1 geschnittene Karotte u. Zwiebel, 1 TL Salz, ¼ TL Pfeffer, 2 EL Mehl, 720 ml oben vorgeschlagenen Rotwein oder Chianti, 480-720 ml Rinderfond od. -brühe, 1 EL Tomatenmark, ½ TL Thymian, 2 zerdrückte Knoblauchzehen, 1 gemahlenes Lorbeerblatt
Zubereitung:
1.) Die Rinde entfernen und den Schinkenspeck in Lardons (=Streifen ½ cm dick, 4 cm lang) schneiden. Die Rinde und die Speckstreifen in 1,4 l Wasser für 10 Minuten aufkochen. Danach abgießen und den Schinkenspeck trocken tupfen.Den Ofen auf 230° C vorheizen. Den Schinkenspeck in 15 ml Oliven- oder Speiseöl bei mittlerer Hitze kurz für 2-3 Minuten leicht anrösten.
2.) Das Rindfleisch mit Küchenpapier abtrocknen und von allen Seiten schön anbraten. Das Fleisch zum Schinkenspeck legen.
3.) Die Karotte und Zwiebel im selben Öl anbraten. Bratfett danach weggießen.
4.) Das Fleisch und den Speck wieder in den Schmortopf geben und mit Salz und Pfeffer würzen. Dann mit Mehl bestreuen und das Fleisch schwenken, damit es überall beschichtet wird. Nun den Schmortopf ohne Deckel in den vorgeheizten Ofen für 4 Minuten auf die mittlere Schiene geben. Das Fleisch wenden und für weitere 4 Minuten in den Ofen stellen. Das Mehl wird dadurch angeröstet und das Fleisch erhält eine leichte Kruste. Den Schmortopf herausnehmen und den Ofen auf 165° C herunter drehen.
5.) Den Rotwein und genug Rinderfond od. –brühe hineingießen, so dass das Fleisch geradeso bedeckt ist. Tomatenmark, Knoblauch, Kräuter, Karotte, Zwiebel und Schinkenspeckrinde dazugeben und alles aufkochen. Den Deckel auf den Schmortopf aufsetzen und in den Ofen auf die untere Schiene für 2 ½ -3 Stunden stellen. Die Temperatur regulieren, damit es langsam köcheln kann. Das Fleisch ist durch, wenn es sich mit einer Gabel leicht aufpieken lässt.
6.) Wenn das Fleisch weich ist, den Topfinhalt in ein Sieb geben und die Flüssigkeit in einem Soßentopf auffangen. Den Schmortopf kurz auswaschen und danach dass Fleisch und den Schinkenspeck wieder hineingeben. Die geschmorten Zwiebeln und die Pilze darüber verteilen.
7.) Von der Soße das Fett abschöpfen. Die Soße für 1-2 Minuten aufkochen. Zusätzliches Fett erneut abschöpfen. Man sollte etwa 600 ml Soße haben, die so eingedickt ist, das sie leicht an einem Löffel haften bleibt. Wenn sie zu dünn ist, noch etwas einkochen oder wenn zu dick, noch etwas Rinderfond od. –boullion zugeben. Nach dem Abschmecken die fertige Soße über das Rindfleisch und Gemüse gießen. Eventuell noch Kartoffeln oder Nudeln dazukochen.
Bon appétit, liebe Leser!